Antifaschistischer Protest gegen „Querdenken441“ am 06.11.21 – Nachbericht

Abgebildet ist eine Gruppe von Antifaschist:innen, die an einer Kreuzung mehrere Transparente halten. Darauf steht zum Beispiel der Text "Querdenken ist antisemitisch". Vor der Gruppe stehen aufgerüstete Polizist:innen mit Schlagstöcken und Demoausrüstung.

Diesen Samstag nutzten die Verschwörungsideolog*innen von „Querdenken441“ erneut dafür, ihre Falschinformationen und die eigene strukturell antisemitische Agenda einer angeblich von einer bestimmten Elite personal beherrschten Welt, auf die Straßen Oldenburgs zu bringen. Kritisch begleitet wurde die gesamte Veranstaltung von einem starken und mobilen antifaschistischen Protest, der zum Missfallen der Schwurbler*innen die Demo und die Zwischenkundgebungen effektiv abschirmte und immer wieder Passant*innen motivierte, sich dem Gegenprotest anzuschließen – ein politischer Erfolg!

Nach einer kläglichen Startkundgebung auf dem Waffenplatz, welcher von lautstarkem und zahlreichem antifaschistischen Protest gestört wurde, machte sich der maximal 90 Personen umfassende Demozug von „Querdenken“ auf den Weg um die Innenstadt. Damit mobilisierte „Querdenken441“ trotz der verschwörungsideologischen Großdemo in Leipzig ungefähr doppelt so viele Verschwörungsideolog*innen als beim letzten Mal.

Gelaufen wurde, wie gewohnt mit lautem Rechtsrock u.a. von Frei.Wild und Annett Müller, vom Waffenplatz über JuMo, Schlossplatz (mit Zwischenkundgebung), Stadthafen (mit Zwischenkundgebung), Lappan (mit Zwischenkundgebung) wieder zum JuMo, wo eine nervtötende Abschlusskundgebung mit offenem Mikro veranstaltet wurde. Neben vielen bekannten Gesichtern, wurde „Querdenken441“ heute von mehreren Reisegruppen „unterstützt“, die mit selbst beschrifteten Schildern und Texttafeln ihre irrationale, antisemitisch und rassistisch aufgeladene, Weltsicht kundtun wollten. Der Umgang mit Ungeimpften wurde beispielsweise als „Impfrassismus“ bezeichnet, Impfungen bestünden aus abgetriebenen Föten und die Corona-Pandemie sei ein Plan von „ganz oben“.

Im Kontrast dazu skandierten die Verschwörungsideolog*innen ab und zu an den Gegenprotest gerichtet ein „Nazis raus“, wobei die offenkundig rechtsextremen Inhalte ihrer eigenen Demo stets ausgeblendet oder geleugnet wurden.
 
 
Auch viel auf, dass Alexander Goretzki jüdische Lieder für seine Verschwörungspropaganda instrumentalisierte und teilweise umdichtete. Ein oft genutztes Mittel, um sich einerseits auf antisemitische und Shoa-relativierende Art und Weise als Opfer von Verfolgung oder gar Massenmord zu stilisieren, andererseits, um sich von Antisemitismus frei zu sprechen. In jedem Fall eine Aktion, die wir scharf verurteilen.
 
Der heutige Tag hat uns gezeigt, wie wichtig ein entschlossener antifaschistischer Protest ist, um die antisemitischen Demos und Kundgebungen von der Öffentlichkeit abzuschirmen und den Verschwörungsideolog*innen in ihrem selbstgewählten Wahn entgegenzutreten. Außerdem hat sich „Querdenken“ keinesfalls erledigt. Trotz dem übrig gebliebenen radikalen Kern, mobilisieren antisemitische Inhalte offensichtlich nach wie vor viele Menschen. Die Bewegung der irrationalen und antisemitischen Weltanschauungen hat Hochkonjunktur in Deutschland – das mag nicht verwundern; unterbinden müssen wir es nichtsdestotrotz. Mühsame Aufklärungsversuche erreichen das Publikum von „Querdenken“ längst nicht mehr. Stattdessen zeichnet sich die Gefahr ab, dass sich Neonazis, Holocaustleugner*innen, Antisemit*innen jeglicher Coleur und Wutbürger*innen in der Verschwörungsblase ungestört weiter vernetzen, radikalisieren und organisieren. Es liegt an uns, sie daran zu hindern.